Die Gewinner*innen des Argula-von Grumbach-Preises 2023 und die Laudatoren.
Bild: ELKB/mck
Argula-von-Grumbach-Preis
Geschichten von Leid und Liebe, von Trost und Tatkraft!
Die aktuelle Debatte um Flüchtlingszahlen und Obergrenzen verleiht dem Argula-von-Grumbach-Preis heuer eine besondere gesellschaftliche Relevanz: Die Arbeiten zum Thema „Fluchterfahrungen von Frauen“ erinnern daran, dass hinter jeder Zahl ein Mensch steht.
Die Gewinner des Argula-von-Grumbach-Preises 2023 der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern heißen:
1. Dr. Hawre Zangana und Halima: Der in München lebende Autor, Theaterwissenschaftler und Trauma-Therapeut überzeugte die Jury mit einem Interview mit der Jesidin Halima. Der Audiobeitrag erzählt von der Flucht dieser beeindruckenden Frau aus Aleppo, Halimas Leben und ihrer Identitätssuche in Berlin und von ihrer Freundschaft mit einer armenischen Christin. Besonders die Freundschaft der beiden Frauen mit verschiedenen religiösen Hintergründen bewegte die Jury.
Saghar Kias Fluchtgeschichte
2. Saghar Kia: Die junge Iranerin, die heute in Nürnberg lebt und eine Ausbildung zur Diakonin macht, erzählt ihre Geschichte selbst in einem Audiobeitrag. Das macht die Arbeit besonders eindringlich. Saghar Kia berichtet, wie sie vor einer Zwangsehe und Unterdrückung floh und in einem Ankerzentrum in Bamberg zum evangelischen Glauben fand.
Lena Gorelik, Andreas Tobias, Sabine Böhlau
Syartas Reise: Menschen im Kirchenasyl
An einem bedrohlichen Wendepunkt in Ihrem Leben findet das kleine albanische Mädchen Syarta Schutz in einer Kirche. Wer ist sie? Wie sieht ihr Leben zwanzig Jahre später aus? Wie fühlt sie sich heute in allen Facetten ihrer Existenz?
3. Lena Gorelik, Andreas Tobias und Syarta: In der Fotoausstellung „Syartas Reise“ bebildern die Künstler Lena Gorelik aus München und Andreas Tobias aus Berlin den Weg einer mutigen junge Frau, die vor 20 Jahren im Kirchenasyl in München lebte. Die Fotos zeigen, wie es der gebürtigen Kosovarin ergangen ist, nachdem ihrer Familie Schutz und Aufenthalt in Deutschland gewährt wurde. Heute lebt Syarta in Ingolstadt.
Die Verleihung fand am Freitag, 13. Oktober, in der Kreuzkirche in München statt. Schirmherrin und „Chrismon“-Chefredakteurin Ursula Ott zeigt sich beeindruckt von der Vielfalt und der handwerklichen Qualität der insgesamt zwölf Arbeiten, die die Jury aus Deutschland und Österreich erreichten. Und vom Mut der Frauen, ihre Geschichten zu erzählen. Sie erinnern damit an etwas, das viele inzwischen zu vergessen scheinen: „Hinter jeder geflüchteten Frau steht die Angst vor Verletzung an Körper und Seele, steht die Sorge um die Familie und die Sehnsucht nach einem besseren Leben in Würde.“
Der Argula-von-Grumbach-Preis wird von der Argula-von-Grumbach-Stiftung ausgeschrieben und verliehen. Die Preisträger erhalten jeweils 1500 Euro. Die Argula-von-Grumbach-Stiftung fördert die Gleichstellung von Mann und Frau in der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern. Sie will die Auseinandersetzung mit Geschlechterfragen im gesellschaftlichen und kirchlichen Kontext unterstützen. Namensgeberin des Preises ist Argula von Grumbach, eine theologisch gebildete Anhängerin Martin Luthers. Sie kämpfte unermüdlich für die Anerkennung der reformatorischen Lehre in Bayern.
17.10.2023
ELKB
Warum Fluchterfahrungen von Frauen?
Wenn nie über etwas gesprochen wird, existiert es in der sozialen Welt nicht. Deswegen wollen wir über Fluchterfahrungen sprechen, ihnen Raum geben um zu verarbeiten, zu verstehen, zu verändern und Gemeinsamkeit zu schaffen. Frauen sind von besonderen geschlechtsspezifischen Gewalterfahrungen wie Vergewaltigung, Zwangsheirat oder Genitalverstümmelung betroffen. Leider wiederholen sich diese Fluchterfahrungen immer wieder. Jede Generation hat eigene Erfahrungen zu erzählen. Diese einzelnen Geschichten prägen Menschen, Familien, Gemeinschaften und damit auch uns alle.