Geschichte der ELKB

Wie der Protestantismus nach Bayern kam

Die Wurzeln der heutigen Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern liegen in den fränkischen und schwäbischen Territorien und Reichstädten des Heiligen Römischen Reichs.

Luthers Lehre kam schon früh nach Bayern: Auf dem Gebiet der bayerischen Landeskirche liegen bedeutende Stätten der Reformation. In Augsburg wurde Luther 1518 vom päpstlichen Legaten Cajetan verhört. Grund dafür waren die 95 Thesen zur kirchlichen Bußpraxis, die Luther ein Jahr zuvor an die Schlosskirche zu Wittenberg angeschlagen hatte. 1530 legten in der schwäbischen Stadt die inzwischen protestantisch gewordenen Reichsstände ihr "Augsburger Bekenntnis" ab.

Vor allem die Stadt Nürnberg mit ihrem stolzen Bürgertum erwies sich als Vorreiterin für den neuen Glauben. Das erste Zeugnis eines eigenständigen fränkischen Luthertums ist die Brandenburg-Nürnbergische Kirchenordnung von 1532. In ihr wurde die lutherische Lehre klar und allgemeinverständlich und verbindlich dargelegt. Wichtige Kristallisationskerne der Reformation von bleibender Wirkung in Bayern waren auch die fränkischen Markgraftümer Ansbach und Kulmbach (-Bayreuth), die sich 1533 eine gemeinsame Visitationsordnung gaben. 1555 wurde der "Augsburger Religionsfriede" geschlossen. Sein Grundsatz "cuius regio, eius religio" - der Landesherr bestimmt über die Konfession seiner Untertanen - hat im katholischen Kurfürstentum Bayern Evangelische zu Verfolgten und Vertriebenen gemacht.

Als zwischen 1806 und 1810 das Königreich Bayern um zahlreiche Herrschaftsgebiete auf seine heutige Ausdehnung erweitert wurde, gab es fortan innerhalb des Landes auch viele evangelische Gebiete; vor allem waren die Markgraftümer und Freie Reichsstädte wie Nürnberg, Memmingen, Kempten, Weißenburg und Windsheim evangelisch. Alle protestantischen Gemeinden des Königreichs wurden 1808 zu einer Kirche vereinigt. Mit dem Generalkonsistorium entstand für die „Protestantische Gesamtgemeinde“ zum ersten Mal ein zentrales Leitungsorgan. Im Jahr 1809 wurde die sogenannte Konsistorialordnung festgeschrieben – der Beginn der verfassten Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern.

Der Zeitstrahl umfasst die wichtigen Ereignisse in der bayerischen Landeskirche von 1799 bis heute: von ersten kirchlichen Versammlungen über die Einführung von Kirchenverwaltungen und der ersten Kirchenverfassung bis hin zur Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigung und zum Ökumenischen Kirchentag in München.

 

12.02.2024

Literaturtipp

Cover des Buches Peter Gauweiler: Evangelisch in Bayern, Claudius Verlag
Link zum Buch

Peter Gauweiler

Evangelisch in Bayern, Claudius Verlag

Eine ungewöhnliche Liebeserklärung an den Protestantismus Peter Gauweiler lebt in einer doppelten Diaspora: als Protestant im katholischen München und als evangelischer Freigeist in der CSU. Sein Buch erzählt von Schlüsselerlebnissen eines lebenslang Fragenden. Zugleich ist es eine Spurensuche nach den protestantischen Einflüssen auf die bayrische Kulturgeschichte, welche den weiß-blauen Freistaat veredelt haben. Und so führt die Lektüre zu einer ebenso verblüffenden wie zwingen Erkenntnis: Eigentlich sind alle Bayern Protestanten.
  • ISBN: 978-3-532-62810-2